König ohne Land
Wenn Afrob ein neues Album produziert, darf man zurecht alles erwarten. Er lässt sich nicht beschränken und geht jeden Weg. Das gilt auch für „König ohne Land“. Die neue Platte erscheint im Juni ’23 und stellt die Vielfalt des Godfather of Deutschem Rap erneut unter Beweis. Seit 25 Jahren dabei, ist er der letzte seiner Art und der erste, der voran in eine neue Richtung geht. Er repräsentiert HipHop immer noch wie am ersten Tag. Er ist so real wie man es nur sein kann. Er kennt die Geschichte des Games und ist immer offen für neue Sounds. Und genau so ist auch die neue Platte. Von der Ansage im Intro bis zum letzten Gospel im Schlussstück rundet sie sich musikalisch wie textlich.
„Das Album ist extrem, weil ich so hart starte und am Ende weich lande. Für den Anfang wollte ich keine Softbeats, sondern nur das harte Zeug“, erzählt Afrob die Entstehungsgeschichte. „Aber ich mag so viel Musik und will auf meinen Platten immer so viel wie möglich unterbringen.“ Außerdem kommt erst dann seine Königsdisziplin so richtig zum Tragen: Einen schönen Span- nungsbogen zu schlagen, die Stimmung immer wieder zu ändern und die Zuhörer:innen mitzunehmen. „Ein deutsches Rap-Album zu hören ist anstrengend. Du bekommst so viele Informationen. Nach 60 Minuten, in denen du alles versteht, gehe ich generell gerne entspannt raus.“
Darum ist „König ohne Land“ ein erwachsenes Rap-Album geworden, das es den Heads da draußen erlaubt, in Würde mit Rap alt zu werden. Es ist wie Afrob selbst: soulig, dreckig, meinungsstark und tolerant, engagiert und relaxt, ernst und komisch, zurückgelehnt und aktiv. Alles zu seiner Zeit. Erst harte Beats und reduzierte Tracks, dann wieder weit geschwungene Synthiefelder oder ein Chorgesang der fantastischen Sängerin Alex Prince. Darüber donnern Afrobs bekannt wohl dosierte Rap-Ausbrüche oder klassische Feature-Tracks mit Kollegen wie Samy Deluxe oder dem Newcomer Isaiah und großartigen Kolleginnen wie Die P oder She Raw.
Die musikalischen Qualitäten der zwei Frauen überzeugen dabei auf ganzer Linie. Die P hat abgeliefert, dass Afrob fast Komplexe bekommen hat, und She Raw hat die längere Strophe, weil sie genug zu sagen hat. „Ich bin richtig froh, dass die beiden auf dem Album sind. Die zwei brauchen kein Förderprogramm, die sind scheißgut und treten den Beweis an, dass wir große weibliche MCs haben. Man muss sie einfach nur entdecken. Sie sind da, also unterstützt sie.“
Afrob versteht, was er macht, als kreatives Handwerk, und weil er alles kann, macht er auch alles. „Aber bitte nicht in Schönheit sterben“, ist das Motto, „das Rohe darf nicht verloren gehen.“ Die Platte ist ein Statement zum Zustand der Welt und zu den Abgründen im Business wie auch ein Blick ins Innere. Sie ist so vielfältig wie HipHop selbst. „Das ist ein Organismus, der ständig in Bewegung ist und sich verändert. Manchmal gibt es Strömungen, die einem nicht so gut gefallen, aber am Ende profitiert Rap als Ganzes davon. Dadurch wird HipHop am Leben gehalten und bleibt interessant.“ Das gilt es, zusammen mit Afrob zu zelebrieren, mit neuem Material und dem „König ohne Land“. Denn der ist trotzdem immer noch ein König.
1 | Intro |
2 | Meine Bestimmung |
3 | Vendetta |
4 | Backstage feat. Samy Deluxe |
5 | Adam und Eva |
6 | Nein |
7 | Dicke Haut |
8 | Show Must Go On feat. Die P |
9 | One Shotta Boy |
10 | Am Arsch feat. She Raw |
11 | Kemet Rap feat. Heliocopta |
12 | Hätt ich nur |
13 | Skit (ASK) |
14 | Immer unterwegs feat. Isaiah |
15 | Daumen Hoch |
16 | Roll das Paper |
17 | Bisschen Frieden (Krieg steht |