Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW 30 24.07. - 30.07.2023

Après La Bohème

Artist: 
Saint Privat
Erschienen: 
14.07.2023
Label: 
Dope Noir

Das Album "Après la Bohème" markiert den Beginn einer neuen Ära von Saint Privat und schließt gleichzeitig die Klammer der langen Jahre, die zwischen dem letzten Album "Superflu" und heute verstrichen sind. "Was ist aus den Ex-Liebhabern geworden, den Musen und Amüsements, den großen Abwesenden, den Geheimagenten, den Verrückten und den Dekadenten?”, fragt Valerie in dem Lied "Et Maintenant?”. Immer ein wenig außerhalb der Zeit, zwischen Glamour und der anderen Seite der Medaille, dem Verfall, besingen Saint Privat die Diskrepanzen und Paradoxien unserer Gegenwart. Am wohlsten fühlen sie sich "zwischen den Stühlen, zwischen den Klammern". (“Manège à Trois"). In Anspielung auf die Grande Chanson Française – beide, Valerie und Waldeck, sind leidenschaftliche Aznavour-Fans – spielen sie mit Klischees und üben sich in Selbstironie. Das Lied "Regarde-moi, Joe" mit dieser Melodie, die im Kopf bleibt, verleitet mit seinem swingenden Upbeat zum Tanzen. In "La Valse des Mots" legt Valerie Blumen auf den Friedhof der Worte und fragt: "Qui a volé les phrases de Pierrot?". Dementsprechend bleiben die Titel "Bossa Casanova" und "Après la Bohème" ohne Text und basieren auf Lautmalereien, die Valerie bereits auf dem ersten Album "Riviera" eingeführt hatte, als sie Bachs "Badinerie" übernahm. "La Fille du Notariat" ist die Phantasie der stempelnden Notariatsgehilfin, eine gesetzlose Femme Fatale auf der Bühne zu sein. Keine aufschiebenden Bedingungen mehr. Waldeck hat dieses Album komponiert und mit hervorragenden Jazzmusikern eingespielt und produziert. Er selbst sitzt am Klavier, der Traum des schüchternen Jungen ist in Erfüllung gegangen. Valerie zeichnet für die meisten Texte, auf französisch, verantwortlich. Last but not least nehmen Saint Privat mit dem Lied "Boom Boom Click" den Faden wieder auf und erweisen damit der Chansonnière Claudine Longet die Ehre, derjenigen, die "Nothing to Lose" interpretiert hatte. ("Boom Boom Click" wurde als erste Single veröffentlicht und in der dritten Staffel der Serie Emily in Paris platziert.) Zur kleinen (wahren) Geschichte: Frau Longet tötete in den 1970er Jahren ihren Geliebten. Aufgrund eines Verfahrensfehlers musste sie nur 30 Tage ins Gefängnis, und das auch nur am Wochenende. Sie ist heute noch mit dem Anwalt verheiratet, der sie damals verteidigt hat. (Verurteilt zu lebenslanger Liebe, sozusagen.) "Après la Bohème" ist der Morgen nach einer Geschichte, die schlecht hätte enden können, bloß, sie geht weiter. Happy Endings nicht ausgeschlossen

Tracklist: 
1 Regarde-moi Joe
2 Boom Boom Click
3 Manege A Trois
4 Bossa Casanova
5 La Fille Du Notariat
6 Je T&rsquo,aime Beaucoup
7 L&rsquo,espoir Est Cruel
8 Apres La Boheme
9 Et Maintenant?
10 Le Tailleur De Pierre
11 Toi Et Moi
12 La Valse Des Mots

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