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südnordfunk #112

Don't Gas Africa

Der europäische Energiehunger im Senegal

Seit dem russischen Angriffskrieg versuchen Deutschland und andere europäische Staaten, andernorts ihren Hunger nach Gas zu sättigen. Etwa im Senegal, wo gerade das Grande Tortue Ahmeyim Projekt entsteht. Lokale Fischer und Aktivist*innen der Don't-Gas-Africa-Kampagne leisten Widerstand.

»So wurde ich zum Klimaaktivisten«

Nicholas Omonuk von Fridays For Future-MAPA

Die Dürre am Horn von Afrika hat vor allem in Somalia, Südsudan und Äthiopien zu Vertreibungen geführt. Und in Uganda. Bereits 2021 machten sich aus dem Osten Ugandas die Menschen auf den Weg vom Land in die Stadt, weil Erdrutsche, Überschwemmungen und Dürren die Lebensgrundlagen auf dem Land vernichten. Unter den Betroffenen ist Nicholas Omonuk. Inzwischen ist er Klimaaktivist und macht sich dafür stark, dass fossile Energieträger im Boden bleiben. Rebecca Boden sprach mit ihm über die Folgen der Klimakrise in Uganda, über Klimaflucht und über das, was er in seinem Aktivismus bewirken möchte.

»Sie haben keinen Zugang zur Justiz, weil sie keinen anerkannten Namen haben«

Klimabedingte Migration in Mittelamerika und Mexiko

Mittelamerika gehört zu den Regionen, die mit am heftigsten vom Klimawandel betroffen sind. Laut der mexikanischen Organisation Sin Fronteras (»Ohne Grenzen«) fallen bei Menschen, die sich zur Migration entscheiden, oftmals die Folgen des Klimawandels mit struktureller Gewalt und organisierter Kriminalität zusammen. Auf dem vergeblichen Weg in die USA stranden viele Menschen in Mexiko, wo es kaum rechtliche Hebel gibt, um Anerkennung und Schutz zu erreichen. Über die Arbeit von Sin Fronteras, die rechtlichen Rahmenwerke und Hürden für Migrant*innen sprach der südnordfunk im Juli 2023 mit der Leiterin, Sandra Álvarez Orozco.

Klimawandel - eine Fluchtursache?

Aktivist*innen antworten

Menschen werden aufgrund von Überschwemmungen, Dürren, Hungersnöten und anderen gravierenden Klimafolgen vertrieben. Das stellt nicht nur für die Betroffenen vor große Probleme, es bringt auch Fragen mit sich, an die Politik und für die Zivilgesellschaft. Immer mehr Menschen verlassen ländliche Gebiete, brechen auf in die Stadt und verlassen wohlmöglich ihr Land, um aus der Not herauszufinden.

Da diese Menschen keinen politischen Status haben, der sie schützt, machen sie sich gemeinsam mit den vielen politischen Geflüchteten und Kriegsflüchtlingen auf den Weg. In Europa oft abwertend als »Wirtschaftsflüchtlinge« bezeichnet, wird ihre Not in den Verursacherstaaten des Klimawandels in Frage gestellt. Doch Klimaaktivist*innen im Globalen Norden setzen sich für mehr Gerechtigkeit und Solidarität ein! Bei einem Workshop Anfang August auf dem Klimacamp 2023 in Basel diskutierten rund dreißig junge Menschen darüber, wie brauchbar der Begriff Klimaflucht überhaupt ist. Der Workshop fand statt im Rahmen des Projektes Change Your Mind-Turn The Tide des iz3w, Our Voice und Africa Europe Interact. Rouby Traoré berichtet.

»Für mich ist ein Bergwerk mit der Landschaft nicht vereinbar«

Indigene verstehen die Natur besser als Kolonisator*innen

In Schweden soll Graphit, einer der sieben wichtigsten Bestandteile für den Bau von Elektroautos, abgebaut werden. Was bedeutet der Bau einer neuen Graphitmine für die nomadische Lebensweise der Rentierzüchter*innen? Zwei Indigene Aktivist*innen aus Sápmi, dem Land der Sámi in Skandinavien, erzählen, wie sie die zunehmende Verminung ihrer Gemeinden erleben.

»Nicht nur über dort berichten, sondern sich miteinander verbinden«

Klimakrise und Medienaktivismus

Die Klimakrise ist ein Thema, von dem sich viele Menschen schnell überwältigt fühlen. Auf dem Camp der Freien Radios im Mai fragten wir Radiomacher*innen: Welche persönliche Erfahrung hast du mit dem Klimawandel gemacht, die dich dazu motiviert hat, zum Thema Klimagerechtigkeit zu arbeiten. Medienschaffende sitzen in einem Zelt am Bodensee uns sprechen über das, was sie persönlich besonders bewegt. Ihre Erfahrungen haben sie an sehr unterschiedlichen Orten gemacht, in Nigeria, Afghanistan, der Schweiz, Kamerun, Togo, Deutschland und Argentinien. Ihre Erwartungen sind sehr unterschiedlich. Doch alle glauben, dass sie mit Medienarbeit etwas bewirken können.

(Quelle: südnordfunk im September - aktiv für Klima & Bewegungsfreiheit: - informationszentrum 3. welt (iz3w.org))

südnordfunk #111

Politischer und (para)militärischer Kampf von Frauen* im Globalen Süden

Diesmal geht's im südnordfunk um weibliche Kämpferinnen. Frauen* kämpfen an vielen Fronten: seien es politische Kämpfe wie im Feminismus oder auch - ganz wörtlich - physische, militärische Auseinandersetzung mit Waffen. Ist von kämpfenden Militärs die Rede, so kommen einem nur selten als erstes weiblich gelesene Personen in den Sinn. Zu sehr ist Krieg mit Männlichkeit oder gar toxischer Männlichkeit assoziiert.

Doch auch Frauen griffen seit jeher zu den Waffen. Weil sie mussten oder weil sie es wollten. Für manche war und ist es ein Akt der Emanzipation, oft werden sie schlicht und ergreifend gebraucht.

In dieser Sendung schauen wir exemplarisch Kampfkontexte, in denen Frauen kämpferisch ihr Leben einsetzen, wenn es sein muss, auch mit Waffengewalt. Wir bewegen uns nach Kolumbien, wo die paramilitärische Guerilla Truppe FARC aktiv ist, nach Tigray, wo sich in den 1980er Jahren für Frauen die Chance bot, im Kampf gegen ein repressives Regime aus ihren Geschlechterrollen auszubrechen. Und wir schauen in den Iran, der leider wieder weitgehend von der medialen Bildfläche verschwunden ist; die Proteste und vor allem Repressionen gehen aber ungehindert weiter. Zuerst fällt der Blick in den Sudan, wo seit April erneut Krieg herrscht.

Ambivalente Gleichberechtigung in der Tigrinischen Befreiungsfront

Die Volksbefreiungsfront von Tigray ist für ihren hohen Anteil an Frauen bekannt, die damals gegen das äthiopische Derg Regime und jüngst im Bürgerkrieg mit der Zentralregierung ihre Waffen erhoben. In den 1980ern nutzten Frauen den bewaffneten Befreiungskampf als Gelegenheit, ihre Teilnahme mit dem Streben nach Gleichberechtigung zu verbinden. Frauen entwickelten während des historischen Bürgerkriegs eine kollektive Identität, die auch androgyne Einstellungen und Verhaltensweisen umfasste, die traditionellen Geschlechternormen widersprachen. Zwischen dem persönlichen Streben für gleiche Rechte und einer propagandistischen Mobilmachung für den Machtkampf liegen tiefe Abgründe. Angela Veale erinnert sich an Probleme bei der Demobilisierung, und Beza Negewo Oda beleuchtet die Narrative ehemaliger Kämpfer*innen.

Was, wenn wir die Macht hätten? Tagebuch einer Guerillera

Wenn Frauen zu den Waffen greifen, bewahrt sie das nicht davor, als Erstes auf ihr Äußeres reduziert zu werden. So auch im Fall von Tanja: das „hübsche Gesicht“ der Guerilla wurde sie genannt (so titelte einst die FAZ). Über diese facettenreiche Persönlichkeit hat Marcel Mettelsiefen eine spannende Dokumentation gedreht: „Tanja - Tagebuch einer Guerillera“. Britt Weyde hat sich den Film angeschaut.

Tanja, eine niederländische Studentin, reist nach Kolumbien, um ihre Leidenschaft für die Rechte der Bauern zu erforschen. Dort trifft sie auf die FARC, eine linksgerichtete Guerilla-Gruppe, und schließt sich ihnen an. Schnell wird sie zum Gesicht der Organisation bei Entführungen und Bombenanschlägen und steigt in den Rängen auf. Als Schlüsselfigur bei den Friedensverhandlungen mit der kolumbianischen Regierung spielt sie eine wichtige Rolle bei der Beendigung des Krieges. Heute, viele Jahre später, lebt Tanja in ständiger Angst um ihr Leben und ihre Freiheit. Sie hat sich von der FARC distanziert und öffentlich ihre Verurteilung der terroristischen Methoden der Gruppe ausgesprochen. Doch ihre Vergangenheit lässt sie nicht los und sie fürchtet, dass sie immer noch ins Visier der FARC geraten könnte.

Kriegerinnen* und Friedensengel – Weibliche Diversität in kriegerischen Auseinandersetzungen im Globalen Süden

Unsere südnordfunk Kolleginnen Lisa und Antonia erhielten letzten Sommer den Zuschlag für ein Recherchestipendium des Journalistinnenbunds. Ihr Arbeitstitel lautet: Kriegerinnen* und Friedensengel – Weibliche Diversität in kriegerischen Auseinandersetzungen im Globalen Süden. Inhaltlicher Schwerpunkt liegt für die beiden Autor*innen auf dem Sudan.

Vor allem Frauen und junge Menschen jagten im Frühjahr 2019 den Diktator Omar Al-Baschir mit friedlichen, entschlossenen Protesten aus dem Amt. Viele von ihnen warnen seitdem unermüdlich: Solange die Gewalt gegen Frauen und Mädchen im Sudan weitergeht und die Täter in der Übergangsregierung sitzen, kann es keinen Frieden geben. Seit April herrscht wieder Krieg im Land zwischen dem sudanesischen Militär und der paramilitärischen Einheit Rapid Support Forces (RSF). Lisa und Antonia sind u.a. in Kontakt mit der Sudanesischen Frauenrechtsaktivistin Manal Alawal, die mittlerweile ihr Land verlassen musste. Im südnordfunk berichtet Lisa von der Zusammenarbeit mit Protagonistinnen vor Ort und der Lage im Sudan.

(Quelle: südnordfunk im August - Female Fighters – politischer und (para)militärischer Kampf von Frauen* im Globalen Süden - informationszentrum 3. welt (iz3w.org))

südnordfunk #110

Gehen oder Bleiben? Klimaflucht, Klimakrise, Klimafinanzierung

Europa erlebte 2022 den heißestes Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Kontinent erhitzt sich schneller als jeder andere. Die jüngsten Hitzejahre waren keine Ausreißer, sie zeigen ein Muster an, als Ausdruck der Erderwärmung.   Trotz Brandgefahr und hoher Risiken für Landwirtschaft und Gesundheit können sich die Menschen in Europa noch halbwegs von einem Hitzesommer in den nächsten retten - auch dank vorhandener, wenngleich unzureichender Sozialsysteme.    

► Anders sieht es in Westafrika aus, zum Bespiel in Togo. Wie leben die Menschen hier mit dem Klimawandel? Eine Reportage gewährt Einblick.    

► Umso wichtiger ist ein globales Finanzsystem, das für die Länder im Globalen Süden Entlastung bringt und Mittel freisetzt, wenn die Klimakrise in Form humanitärer Katastrophen zuschlägt. Der Gipfel Ende Juni für einen neuen globalen Finanzpakt formulierte Ideen, ist jedoch leider kein Durchbruch.    

► Er bleibt umstritten, politisch wie rechtlich: Der Begriff der Klimaflucht. Die vorläufige Einigung der EU über das gemeinsame Asylsystem macht zusätzlich Druck auf alle, die vor der Klimakrise fliehen. Wenn der Klimawandel zum Aufbruch führt oder zur Flucht, sehen die Chancen auf ein Ankommen an einem sicheren Ort schlecht. Wir fragen nach den rechtlichen und politischen Dimensionen der Klimaflucht.

(Quelle: https://rdl.de/beitrag/s-dnordfunk-110-gehen-oder-bleiben-klimaflucht-kl...)

Südnordfunk #109

Reportage über Repression und Protest gegen den Bau der ostafri­kanischen Ölpipeline in Uganda | Streit um das Mercosur-Handels­abkommen mit der EU

Uganda: »Ihre Häuser wurden angezündet, ihre Tiere und ihr Eigentum wurde geplündert.«

Landvertreibungen und Medienrepression entlang der ostafrikanischen Ölpipeline EACOP

Stop the EACOP, ein Bündnis von Klima- und Menschenrechtsaktivist*innen, will das Ölförderprojekt in Uganda und den Bau der beheizten ostafrikanischen Pipeline über 1445 Kilometer bis an den Indischen Ozean stoppen. Aktuell häufen sich in Uganda Landrechtsstreitfälle durch den für Juni 2023 geplanten Bau der Ölpipeline. Das Witness Radio Uganda dokumentiert Landnahmen und begleitet gerichtliche Prozesse. Der südnordfunk sprach Ende Mai mit Jeff Wokulira Ssebaggala über die aktuellen Fälle, über Medienrepression und Militarisierung des Ölförderprojektes.

»Es ist ein Austausch: Autos gegen Fleisch« 

Interview: Antônio Andrioli über das EU-Mercosur-Handelsabkommen

Eine Entscheidung des derzeit hochstrittigen Mercosur-Handelsabkommen zwischen lateinamerikanischen Staaten und der Europäischen Union drängt, kritische Stimmen warnen: Das Abkommen unterstütze gesundheitsschädliche Industrien, schade dem Klima und den indigenen Gemeinschaften. Der südnordfunk sprach mit Antônio Andrioli, Agrarökologe aus Brasilien, über mögliche Folgen, lokale Kritik und koloniale Kontinuitäten.

(Quelle: südnordfunk im Juni - Protest gegen bezeizte Ölpipeline in Uganda | strittiges Mercosur-Handelsabkommen - informationszentrum 3. welt (iz3w.org))

Südnordfunk #108

Turn the Tide - Klimakämpfe in Ghana, Alaska, Sri Lanka

Ghana: Anlo Beach – Wenn das Salz kommt, das Meer und der Klimawandel

Eine Fischergemeinde an der Westküste Ghanas kämpft mit dem Klimawandel und der Untätigkeit der Politik

Entlang der gesamten Küste Westafrikas ist der Klimawandel spürbar. Auf der Weltklimakonferenz im Dezember 2022 kündigte die Weltbank an, mit einem Millionenprogramm die Küstengemeinden gegen die Folgen zu rüsten, auch in Ghana. Sturmfluten, schwindende Fischbestände, Küstenerosion, Versandung: Viele Gemeinden an der Küste werden mit den Folgen des Meeresanstiegs konfrontiert. Nur selten berichten europäische Medien von den schleichenden, aber stetigen Gefahren, den Schäden und Verlusten infolge der Küstenerosion. In der kleinen Gemeinde Anlo Beach westlich von Cape Coast sprach der südnordfunk mit Bewohner*innen und einem Experten des Center for Coastal Management der Universität Cape Coast über den Klimawandel.

 

Sri Lanka: »Wir kannten 3.000 Reissorten«

Thilak Kariyawasam, Präsident der Bewegung für organischen Landbau in Sri Lanka (LOAM), zu den Problemen des Reisanbaus und den Gründen der Krise

Kein Essen, kein Treibstoff, ein kollabierendes Gesundheitssystem und eine galoppierende Inflation: Das war der Anlass der Proteste in Sri Lanka, die Präsident Rajapaksa im Juli 2022 zu Fall brachten. Begonnen hatte die Abwärtsspirale mit der Entscheidung, das Land von heute auf morgen auf 100 Prozent Biolandbau umzustellen. Aktuell erlebt Sri Lanka die schlimmste Wirtschaftskrise seit seiner Unabhängigkeit 1948. Die landwirtschaftliche Produktion ging nach dem abrupten Verbot von chemischen Mineraldüngern zurück – vor allem wegen fehlender Devisen. Wie bewertete die Bewegung des Ökolandbaus die über Nacht auferlegte Biopolitik? Der südnordfunk sprach mit Thilak Kariyawasam, Präsident der Lanka Bewegung für organischen Landbau in Sri Lanka (LOAM), über die Probleme des Reisanbaus und die wahren Gründe der Krise.

 

Alaska: »Er hat uns den Übergang zu sauberer Energie versprochen.«

Indigene und Klimaaktivist*innen kritisieren Bidens Zustimmung zum Willow Ölbohrprojekt in Alaska

Der Bundesstaat Alaska profitiert erheblich von den Steuereinnahmen dort tätiger Ölkonzerne. Die Finanzierung der Staatsausgaben ist ohne die Einnahmen aus der Ölindustrie aktuell kaum möglich. Daher hat auch die texanische ConocoPhillips, ein international tätiger Energiekonzern, einen enormen Einfluss in Alaska. Das vom ConocoPhillips beantragte und Anfang März 2023 grundsätzlich genehmigte Willow Projekt wäre das größte neuen Ölförderungsvorhaben in den USA, es soll über einen Zeitraum von 30 Jahren 600 Millionen Rohöl fördern, in bisher unberührten Regionen. Für den Schutz der Bevölkerung gibt es keine finanziellen Mittel. Umweltschützer*innen aus dem gesamten politischen Spektrum bezeichnen dies als Kohlenstoffbombe. Amy Goodman von Democracy Now! in New York sprach mit Siqiñiq Maupin am Nordpol in Alaska, der Geschäftsführerin der Indigenen Selbstorganisation Sovereign Iñupiat for a Living Arctic, übersetzt in etwa 'Souveräne Iñupiat für eine lebendige Arktis'.

(Quelle: Turn the Tide - Klimakämpfe in Ghana, Alaska, Sri Lanka | Radio Dreyeckland (rdl.de))

Südnordfunk #107

Unzufriedene Bevölkerung in Tunesien - Die Wet’suwet‘en Nation wehrt sich gegen Pipelineprojekte - Die Gier nach seltenen Erden macht auch in Europa nicht vor Indigenem Land Halt

„Um was es hier eigentlich geht, ist unsere Souveränität“
Die Wet’suwet‘en Nation im nördlichen British Columbia wehrt sich gegen mehrere Pipelineprojekte

Die indigene Nation der Wet'suwet'en wehrt sich im Norden der kanadischen Provinz British Columbia gegen den Bau mehrerer geplanter Gas- und Bitumenpipelines, die durch ihr traditionelles Gebiet verlaufen sollen. Die derzeit im Bau befindliche Coastal GasLink-Pipeline soll gefracktes und verflüssigtes Gas in die Küstenstadt Kitimat transportieren. Dabei geht es um weit mehr als die Verhinderung eines klima- und umweltschädlichen Projektes. Seit Tausenden von Jahren besetzen die Wet’suwet’en ihr Territorium und üben ihr traditionelles Rechts- und Regierungssystem aus. Daran können weder die Kriminalisierung durch den kanadischen Staat noch die Bauarbeiten an der Pipeline etwas ändern.

„Die Unfähigkeit der drei obersten Inhaber der politischen Macht hat den Volkszorn verstärkt." - Rechtswissenschaftlerin Fatma Ezzahra zur politischen Instabilität Tunesiens

Angesichts der politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Turbulenzen in Tunesien gehen viele Bürger*innen regelmäßig auf die Straße, um ihre Rechte einzufordern und ihre Unzufriedenheit mit der nationalen Instabilität zu bekunden. Bei den Parlamentswahlen im Dezember 2022 lag die Wahlbeteiligung bei 8,8%, so niedrig wie nie zuvor in Tunesien. In diesem Kontext und um die aktuelle Situation im Land besser verstehen zu können, haben wir uns an einen besonderen Gast gewandt: Fatma Ezzahra, Wissenschaftlerin für öffentliches Recht sowie Vorsitzende und Gründerin der Wohltätigkeitsorganisation Universelle Cellule Ariana.

Diese Energiewende ist alles andere als grün - "Es braucht einen wirtschaftlichen oder ökologischen Kollaps damit sich etwas ändert"

Bereits 2013 wurden in Gállok, im schwedisch okkupierten Sápmi, Probebohrungen zur Förderung von Eisenerz durchgeführt. Der britische Konzern Beowulf bekam damals nicht die Erlaubnis zur Förderung des begehrten Erzes, jedoch wurde die Erlaubnis dann 2022 erteilt. Im Januar diesen Jahres gab es erneut "frohe" Nachrichten vom nördlichen Polarkreis: Mehr als eine Million Tonnen Metalloxide aus dem nordschwedischen Kiruna sollten unseren Übergang in das Zeitalter der nachhaltigen Energie ermöglichen. Der Haken: Sápmi, das Land der Indigenen Sámi im heutigen Schweden, Norwegen, Finnland und Rußland, wird von den Bewohner*innen seit jeher für ihre nomadische Lebensweise mit Rentierherden benötigt. Nicht nur die Bergbauindustrie sondern auch der Klimawandel bedrohen die traditionellen Gemeinden. Wir sprachen mit Indigenen und nicht-Indigenen Aktivisten.

(Quelle: Südnordfunk #107 - Unzufriedene Bevölkerung in Tunesien - Die Wet’suwet‘en Nation wehrt sich gegen Pipelineprojekte - Die Gier nach seltenen Erden macht auch in Europa nicht vor Indigenem Land Halt | Radio Dreyeckland (rdl.de))

südnordfunk #106

Feministisch streiken weltweit

Im März 2023 legt der südnordfunk den Fokus auf feministische Kämpfe und internationale feministische Solidarität mit Aktivist*innen - wir berichten aus und über den Iran, Kolumbien, Kanada und Äquatorialguinea.

Iran: Vom Kopftuch zur größten feministischen Revolution

Seit Jahrzehnten unterdrückt das Mullah-Regime die Frauen im Iran. Doch seit dem Mord an Jîna Mahsa Amini 2022 nehmen sie das nicht länger hin und kämpfen unnachgiebig und mutig mit vereinten Kräften. Einblicke in die größte feministische Revolution Irans. Ein Beitrag von Rufine Songue und Mahtab Mahboub.

Melibea Obono aus Äquatorialguinea über nicht erwünschte Elternschaft

Die Autorin Melibea Obono aus Äquatorialguinea gründete 2016 die Organisation »Somos Parte del Mundo« (Wir sind Teil der Welt) mit, die über die Situation von LSBTIQ+ in Äquatorialguinea aufklärt. Die feministische Schriftstellerin und Streiterin für Menschenrechte war auf Einladung der Hirschfeld-Eddy-Stiftung zu Besuch in der Kölner Alten Feuerwache. Sie hat von der politischen Situation in ihrem Land berichtet sowie von schockierenden Erlebnissen beim Schreiben ihrer Bücher. Im folgenden Interviewausschnitt geht es um unerwünschte Elternschaft von Lesben und Transpersonen.  Ein Beitrag von Britt Weyde und Christian Klein.

Kanada: Flucht als Strategie

Frauen- und Kinderschutzhäuser für Indigene Frauen

Gegen die Gewalt an Indigenen Frauen* in Kanada wehren sich Aktivistinnen auf juristischem und praktischem Weg. Jules Koostachin drehte 2022 ihren Spielfilm Broken Angel über eine Indigene Frau, die die Misshandlungen durch ihren weißen Partner nicht länger hinnehmen möchte. Die Filmemacherin, Regisseurin, Schauspielerin und Produzentin Jules Koostachin bezeichnet sich selbst als Überlebende und hat selbst lange ein Frauenschutzhaus geleitet. Ein Beitrag von die meike.

Kolumbien: Ehemalige FARC Kämpferinnen schaffen im Haus des Friedens einen Ort der Begenung

Ende November 2022 jährte sich der Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerilla Gruppe FARC zum sechsten Mal. Anlässlich dessen gab es in Bogotá an vier Kulturorten Paneldiskussionen zum Friedensprozess und zur Umsetzung des Vertrages. Ein Schwerpunkt war die Rolle von Frauen in Konflikten. Eine der Veranstaltungen fand in der Casa de la Paz statt, die von Doris Suárez Guzmán, ehemalige FARC Kämpferin, mitgegründet wurde. Sie brauen dort ihr eigenes Bier und schaffen einen Ort der Begegnung und Aushandlung des Friedens. Ein Beitrag von Julia Duffner.

(Quelle: Feministisch kämpfen weltweit 8!M | Radio Dreyeckland (rdl.de))

südnordfunk #105

Kommentar zur Biodiversitätskonferenz Teil 2

Der Schutz der Biologischen Vielfalt ist eine Versicherung gegen den Klimawandel. Darin sind sich die UN-Mitgliedstaaten einig. Wenig Einigkeit hingegen herrschte im Dezember 2022, als das Rahmenabkommen über Biodiversität verhandelt wurde. Wie und mit welchen konkreten politischen Strategien können Ökosysteme und Artenvielfalt erhalten werden? Die einen treibt vor allem die Sorge um die Existenzgrundlage der Wirtschaft um. Die anderen die Sorge der Menschen, die am Wohlstand wenig partizipieren und auf den Zugang zu intakten Ökosystemen angewiesen sind. Diese Interessenskonflikte gipfeln auch in einer widersprüchlichen Debatte darüber, ob die Natur Preisschilder braucht.

Interview mit Chief David Mungo Knox, Mitglied der indigenen Kanadischen Gemeinde der Kwakiulth First Nation

Walas `Namugwis, auch bekannt als Chief David Mungo Knox, ist Hereditary Chief der indigenen Kwakwaka’wakw Nation in T’asix’s, das auch den kolonialen Namen Fort Rupert, British Columbia trägt. Das Territorium der Kwakwaka’wakw befindet sich im Norden Vancouver Islands und ist geprägt vom Ozean, unzähligen Fjorden und Inseln, und dem uralten Küstenregenwald, in dem mehr als tausend Jahre alte Bäume wachsen.

Hereditary Chiefs werden durch Erbfolge bestimmt und haben gemäß der traditionellen Rechts- und Regierungsstrukturen ihrer Nationen, die Aufgabe, für die Menschen ihres Territoriums zu sorgen und das Land für nachfolgende Generationen zu bewahren.

Im Dezember letzten Jahres nahm Chief David Mungo Knox an der 15. UN-Biodiversitätskonferenz (COP-15) in Tiohtià:ke/Montreal teil, wo er sich mit Regierungs- und Wirtschaftsvertreter*innen aus der ganzen Welt traf, um auf die Notwendigkeit des Schutzes der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen. Auch nutzte er das Treffen um sich mit anderen indigenen Vertreter*innen auszutauschen und zu vernetzen.

Im Interview mit dem südnordfunk beschreibt er eindrücklich die Geschichte und das Gebiet der Kwakwaka’wakw und was der anhaltende Kolonialismus im sogenannten Kanada für die indigenen Nationen an der Westküste bedeutet. Außerdem beschreibt er seinen Einsatz gegen die Abholzung der letzten Stücke intakten Urwalds und was er bei der COP-15 erlebt hat.

Späte Einsicht bei VW?

Brasilien ist ein beliebtes Ziel für deutsche Unternehmen, und das war es auch während der Militärdiktatur (1964-1985). Der Autohersteller Volkswagen und andere Konzerne haben in dieser Zeit Profite gemacht. Aber nicht nur das. Oft haben die Firmen auch Menschenrechtsverbrechen geduldet und somit mitzuverantworten, wie am Fall von VW besonders deutlich wird.

VW hatte in den 1970er Jahren beschlossen, nicht nur Autos zu produzieren, sondern sich auch in der Rinderzucht zu betätigen. 1973 erwarb VW eine Fläche von 139.000 Hektar. Für das Abholzen, Niederbrennen und Umzäunen beauftragte das Firmenunternehmen Subunternehmer, die „gatos“ (Katzen) genannt werden: Zu den bevorzugten Opfern der gatos gehörten verschuldete Wanderarbeiter, deren Schulden sie übernahmen. Da von dem Lohn nach Abzug der Verpflegung kaum Geld zum Abzahlen der Schulden übrig blieb, gerieten verschuldete Wanderarbeiter in eine längerfristige Schuldknechtschaft. Deutsche Lateinamerika-Informationsdienste wie die `Brasilien-Nachrichten` klagten diese Arbeitsverhältnisse als Sklaverei an und fordern Wiedergutmachung.

Mit Hilfe einer derzeit laufenden Petition will die Brasilieninitiative unter der Federführung von Günther Schulz Druck auf Volkswagen ausüben.

(Quelle: https://rdl.de/beitrag/s-dnordfunk-105-die-iz3w-magazinsendung)

# 104 | Wächter des Waldes | Abkommen zur Biologischen Vielfalt | Medienaktivismus in Indien | Restitutionsdebatte in Burundi

Indonesien: Die Wächter des Klangs des Waldes und die Gefahr des Ökokolonialismus 

»Der Regenwald ist unser Haus.« So beschreiben die indigenen Orang Rimba den Tieflandregenwald auf der Insel Sumatra, Indonesien. Holzeinschlag, Bergbau, Plantagenwirtschaft, Naturschutz: Die Interessen des indonesischen Staates und internationaler Unternehmen am Regenwald, seinen Böden und pflanzlichen Ressourcen, bedrohen die Existenzgrundlage und seit Covid auch die Gesundheit der Orang Rimba, das Klima und die Biodiversität. Wie neokoloniale Begehrlichkeiten an diesem Ort wirken, darüber hat der südnordfunk mit Evi Mariani gesprochen, Journalistin und Mitbegründerin der indonesischen Medienorganisation Mutatuli.

COP 15: Das Rahmenabkommen zum Schutz der Biologischen Vielfalt. Bekommt die Natur ein Preisschild?

Der Schutz der biologischen Vielfalt ist eine Versicherung gegen den Klimawandel – darin sind sich die UN-Mitgliedstaaten einig. Wenig Einigkeit herrschte im Dezember, als das Rahmenabkommen über Biodiversität verhandelt wurde. Wie und mit welchen konkreten politischen Strategien können Ökosysteme und Artenvielfalt erhalten werden? Die einen sorgen sich um die Existenzgrundlage der Wirtschaft. Andere sorgen sich um die Menschen, die am Wohlstand wenig partizipieren, die aber gesunde Böden, intakte Ökosysteme und fischreiche Meere für ihre Ernährung brauchen. Diese Sorgen gipfeln in einer widersprüchlichen Debatte darüber, ob die Natur Preisschilder braucht. Ein kommentierender Beitrag.

Indien: »Journalismus für sich zu beanspruchen, ist aktiver Widerstand«

Das sagt die indische Filmemacherin Rintu Thomas. Was das konkret bedeutet, zeigt sie gemeinsam mit Sushmit Ghosh in ihrem Dokumentarfilm „Writing on fire“. Darin begleiten die beiden Filmemacher*innen drei Journalistinnen und ihr 28-köpfiges Team, das eine ausschließlich von Frauen geführte Zeitung Khabar Lahariya in eine crossmediale Medienplattform verwandelt. Mit Erfolg. Dabei setzen sich die Frauen aktiv gegen Machtverhältnisse und Gewalt auf allen gesellschaftlichen Ebenen zur Wehr. Anna Trautwein hat sich den Film angesehen.

Burundi: »Provenienz ist nichts Eindeutiges oder gar Offensichtliches.« Zum Umgang mit Raubgütern aus kolonialer Herrschaft.

Die Kolonie Deutsch-Ostafrika umfasste bis 1918 auch das heutige Staatsgebiet des Landes Burundi. Während der deutschen Kolonialherrschaft wurden aus der Region viele Objekte entwendet und in den globalen Norden verschafft. Die Debatte um Rückführung kolonialen Raubguts und einer Entschädigung beinhaltet damit auch Kulturgut aus Burundi. Allerdings steht das Bemühen um eine Restitution hier noch am Anfang. Wer über Restitution nachdenkt und an welcher Stelle der Prozess zu mehr Gerechtigkeit beginnen kann, darüber hat der südnordfunk mit dem burundischen Wissenschaftler Nyonkuru Aimé-Parfait gesprochen.

(Quelle: https://www.iz3w.org/aktuell/suednordfunk-104-januar-biologische-vielfalt)

# 103 | Horror - Science Fiction - Afrofuturismus

Ohne das Horrorgenre wäre die Kritik an den herrschenden Zuständen und der Macht in vielen Ländern deutlich gefährlicher, als sie es ohnehin schon ist. Wenn die Meinungsfreiheit verletzt und die Pressefreiheit beschnitten wird, dann bleibt oft das Horrorgenre ein wichtiger Kanal, um die herrschenden Zustände anzugreifen und zu verurteilen. So müssen im Horrorgenre oft die Mächtigen dran glauben. Mal geht es um Klassenkämpfe, mal um den Kampf um kulturelle Hegemonie und Ideologien, mal um den der Geschlechter.

„Der wahre Horror ist geschlechterspezifische Gewalt."

Kuntilanak und Sundel Bolong - weibliche Gruselfiguren in indonesischer Folklore

Was hat geschlechterspezifische Gewalt mit dem Horrorfilm zu tun? In Indonesien eine ganze Menge. „Der wahre Horror ist geschlechterspezifische Gewalt", sagt Evi Mariani von dem Medienprojekt Multatuli  aus Jakarta. Meike Bischoff hat mit ihr über Kuntilanak und Sundel Bolong  gesprochen, zwei weibliche Gruselfiguren in der indonesischen Folklore, ohne die ein guter Horrorstreifen in Indonesien kaum vorstellbar ist.   jetzt hören

„Der Tod der Schwarzen Figuren im Horrorfilm ist eine Form der Marginalisierung“

Das sagt Mark Harris, der sich mit Schwarzen Figuren, ihren Rollen und Klischees im Horrorfilm in den USA beschäftigt hat. Im Februar erscheint sein Buch „The Black Guy Dies First“ (Der Schwarze stirbt zuerst), das er gemeinsam mit Robin Means Coleman geschrieben hat. Kathi King hat mit dem Autor über seine Liebe zum Horrorgenre und die Rolle Schwarzer Figuren gesprochen.

„Fiktionen von einem Krieg der Welten und einer Militarisierung des Weltraums wurden immer als kapitalistische Horrorvision abgetan“

Science Fiction ist in Russland mit Propaganda und mit Gesellschaftskritik verknüpft: Das Genre erlaubt, andere Zivilisationsformen und andere Entwicklungswege als die des Kommunismus zu denken. Zugleich kolonisiert Science Fiction die Vorstellungswelten des fiktional Möglichen und damit auch das Verhältnis zur Gegenwart. Béla Hubens hat mit Matthias Schwartz über das Genre Science Fiktion in Russland gesprochen.

Quelle: (https://legacy.iz3w.org/projekte/suednordfunk/horror-gesellschaftskritik...)

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