Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW 22 26.05. - 01.06.2025

Squeeze Me

Artist: 
Sophia Kennedy
Erschienen: 
23.05.2025
Label: 
City Slang
Das in Baltimore geborene und in Hamburg und Berlin lebende Multitalent Sophia Kennedy meldet sich mit ihrem dritten Studioalbum »Squeeze Me« zurück! 
Sophia Kennedys Debütalbum »Sophia Kennedy« (2017) brachte ihr internationalen Erfolg und Kritikerlob ein. Ihr zweites Album »Monsters« (2021) festigte ihren Ruf als eine der spannendsten Stimmen der experimentellen Popwelt und wurde mit dem VUT Indie Award ausgezeichnet.
 
 
Minimaler gehalten als ihre vorangegangenen Werke, gibt sich Kennedy auf »Squeeze Me« ihrem Talent für eingängige Melodien mit Popappeal und psychedelische Ausschweifungen hin. Härte und Schönheit, Witz und Melancholie, Fatalismus und Stärke: »Squeeze Me« stellt auf den Kopf, was wir über Sophia Kennedy zu wissen glaubten, ganz nach dem Motto des Covers, auf dem sie oder der Rest der Welt Kopf stehen, je nach Perspektive. Fokussierter und dabei ›poppiger‹ denn je ist »Squeeze Me« Sophia Kennedys stringentestes Album, vielleicht sogar so etwas wie ein künstlerisches Manifest. Es ist ein vielschichtiges, selbstbewusstes Statement, trotz oder gerade wegen all den Krisen innen und außen. »Squeeze Me« ignoriert die Welt da draußen nicht, aber setzt ihr seine eigene entgegen. Eine Welt, die wir irgendwie kennen, aber so vielleicht noch nie gesehen haben. Das Songwriting auf "Squeeze Me" lebt von seiner schlichten Einfachheit und findet Schönheit im Kombinieren von vergangenem. Über das Brummen einer Orgel und gleichmäßige Drum-Machine-Beats wirft Kennedy ein abgestandener, vermeintlicher Traumzustand auf "Imaginary Friend" mit unwiderstehlichem Charme und Leichtigkeit kühl. Auf "Runner", das uns auf eine düstere Tanzfläche zieht, verwandelt sich in eine Fliege.
 
 

Im melancholischen und schwindelerregenden "Closing Time" dreht sich das Karussell außer Kontrolle und kracht schließlich direkt in den unnachgiebigen Steinboden der Wirklichkeit. In der Tat scheint Kennedy eher dazu zu neigen, Widersprüche hervorzuheben, als sie zu lösen: Unten ist oben, das Ende ist der Anfang, klein ist groß, gut ist böse und umgekehrt. Das zeigt sich in "Feed Me" – dem schlagenden Herzen des Albums. Hier wird durch eine Übertreibung eine verdrehte schiefe Linse, beißender Sarkasmus schimmert auf und führt uns sanft in die Irre. "Es ist, als würde man einen Ballon aufblasen, nur um ihn mit einer heißen Nadel zum Platzen zu bringen", erklärt Kennedy. Das heißt Genau das, was zu hören ist: ein Luftballon, der durch den Raum fliegt, bevor er zusammenbricht. Diese filmische Qualität zieht sich durch das gesamte Album. Gegen Ende, auf dem stacheligen Hot Match, beschleunigt sich wie ein Fieber Dream, der mit motorbetriebenen Beats und brennenden Loops über aufsteigende Rauchwolken rast. 

Strenge und Schönheit, Humor und Melancholie, Fatalismus und Stärke: Squeeze Me kehrt alles alles, was Sophia Kennedy ausmacht, in Anlehnung an das Albumcover. Entweder sie oder der Rest der
Welt steht auf dem Kopf, je nachdem, wie wir sie betrachten. Stärker fokussiert und und poppiger denn je, ist „Squeeze Me“ Kennedys kohärentestes Album, vielleicht sogar eine Art künstlerisches Manifest. Es ist ein vielschichtiges, selbstbewusstes Statement, das trotz - oder vielleicht gerade wegen - all der inneren und äußeren Krisen, die es umgeben und durchziehen. Squeeze Me ignoriert die Welt da draußen nicht, sondern setzt ihr stattdessen eine eigene entgegen eine, die wir irgendwie wiedererkennen, die wir aber noch nie so gesehen haben.

Tracklist: 
1Nose For A Mountain
2Imaginary Friend
3Drive The Lorry
4Runner
5Rodeo
6Feed Me
7Oakwood 21
8Upstairs Cabaret
9Closing Time
10Hot Match

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