Spätestens wenn die analogen Frequenzen abgeschaltet werden, muss die Frage der neuen Übertragungstechnik entschieden sein. Immer noch droht den nicht kommerziellen Radios in Baden-Württemberg die Abschiebung ins Internet.
Abschiebung ins Byte-Nirvana
Bedenklich ist dies nicht nur weil diese Übertragungstechnik technische Grenzen aufweist. Während die Wellen on Air eine unbegrenzte Anzahl von Empfangsgeräten erreichen, ist die Zahl der Hörer, die an einen Internetstream andocken können, stark begrenzt. Mit steigender Hörerzahl steigen die Kosten für die Bereitstellung exponentiell. Die vielgepriesenen mobilen Endgeräte haben darüber hinaus im Bundesgebiet große Empfangslücken. Zunehmend wird das Streaming für Radio in den Firmennetzwerken gesperrt und ein Radioempfang am Arbeitsplatz damit häufig gänzlich verboten.
Nun wird das Netz auch noch in Arm und Reich eingeteilt: Die Telekom wollte im Jahr 2013 mit einem neuen Tarifgefüge das lange gefürchtete Ende der Netzneutralität einläuten. Wer große Mengen an Daten bereit stellt riskiert dabei gedrosselt zu werden. Ein Vorstandsmitglied der Wikipedia Deutschland äußerte sich bereits 2007 auf einer Podiumsdiskussion der Radio free FM Jugendredaktion jung und hungrig im Stadthaus Ulm zur dieser Entwicklung. Er sah die Existenz von nichtkommerziellen Informationsplattformen im Internet gefährdet.
Beim Streamen von Hörfunk wird eine weitaus größere Datenmenge durch das Netz gezogen, als beim Abrufen von Textseiten. Es ist zu erwarten, dass der Hörfunkempfang im Internet zusätzlich bezahlt werden muss. Ein gleichberechtigter Empfang für alle wäre damit Vergangenheit.
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2-Klassen Internet
Bürgerorganisationen kämpfen auf politischer Ebene gegen die Lobbys der Telekommunikationskonzerne. Die EU plant derzeit ein zwei Klassen Internet, in dem die Netzbetreiber für sogenannte Spezialdienste extra Gebühren verlangen können. Die EU diskutiert nun, was „Spezialdienste“ sind. Im komplizierten Anhörungsverfahren hat der Kulturausschuss CULT letzte Wochen einen Bericht vorgelegt der die fraglichen Angebote sehr stark vom Internet abgegrenzt. Das Magazin netzpolitik.org sieht darin einen Hoffnungsschimmer für die Netzneutralität. Weitere Berichte stehen noch aus.
Auch heute schon sind die nichtkommerziellen Radios im Netz zu empfangen. Die aktuellen politischen Entscheidungen zur Sicherung der Netzneutralität im Internet sind eine Frage der Informationsfreiheit, der freien und gleichberechtigten Meinungsäußerung und auch eine existenzielle Frage für nicht kommerzielle Radios.
Am 27. Februar ist die Abstimmung im entscheidenden Ausschuss. Kontaktiert jetzt die EU-Parlamentsmitglieder! Wie das geht steht hier: http://savetheinternet.eu/de/