Von glühenden Röhren und beseelten Tasten
Ein Feature um die Hammondorgel. von Thomas Berghaus, am Freitag, 18.08.2017 von 16 bis 17 Uhr auf Radio free FM.
Die Hammondorgel galt bei Ihrer Erfindung vor gut 80 Jahren selbst als eine technische Revolution. Heute versuchen Software-Ingenieure mit einer Simulation der alten Hammond B3 und dem Klang vergangener Tage wieder nahe zu kommen. In diesem Radiofeature trifft der Autor auf einen Jazz-Musiker; auf einen englischen Mitsechziger, der im Bergischen Land alte Hammond Orgeln restauriert sowie auf einen Softwarein- genieur im Hightech Unternehmen im Berliner Szene-Kitz Kreuzberg.
Die Welt der Musik, die des Filmes oder der Fotografie hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant verändert. Digitale Technologien revolutionieren die Produk- tionsweisen. Seit einigen Jahren beobachte ich jedoch auch eine immer stärker werdende Gegenbewegung: überholt geglaubte Techniken vergangener Tage erleben eine ungeahnte Renaissance. Software-Entwickler versuchen mit immer perfekteren Simulationen die Unzulänglichkeiten früherer Werkzeuge zu imitieren. DJs führen fast schon religiös anmutende Diskussionen über das für- und wieder von Vinyl-Schallplat- ten contra MP3-Playern; unzählige Filter verpassen Filmen und Fotos einen „analogen look“ mit Kratzern, Farb-Fehlern und allem was dazu gehört. Was vor einigen Jahren noch undenkbar war: Tonstudios spezialisieren sich und arbeiten wieder mit analogen Band-Maschinen und veralteten Röhrenmikrofonen. Die Medienschafenden sowie deren Publikum scheint eine Sehnsucht nach den Unzulänglichkeiten alter Produkti- onsweisen zu befallen – analoge, oftmals museumsreife, Instrumente erzeugen einen Klang, der neuerdings wieder mit Attributen wie „warm“ oder „lebendig“ beschrieben wird.