Gegen Stumpfsinn
und Langeweile

aus dem Äther.

Iveta Apkalna

Sommer mit Saint-Saens

Der August in der Klassikdisko beschäftigen wir uns ganz ausführlich mit der sogenannten Orgelsinfonie von Camille Saint-Saens in einer Aufnahme mit Mariss Jansons und Organistin Iveta Apkalna:

Camille Saint-Saens 3. Sinfonie c-Moll ist ein besonderes Werk. Saint-Saens widmete es einem guten Freund, der im Sommer 1886 verstorben war : Franz Liszt. Dieser nannte Saint-Saens einmal den beste Orgelspieler der Welt. Saint-Saens war berühmt in Paris für seine Improvisationskünste an der Orgel. Von diesen machte er aber in dieser Sinfonie keinen Gebrauch, im Gegenteil; wenn man dieses Stück zum ersten mal hört, fragt man sich, wann den endlich die Orgel einsetzt.

Tatsächlich wird die Orgel von Saint-Saens wie ein zusätzliches Orchesterinstrument behandelt – er vermischt die Stimmen der Streicher und dem sanften Brummen der tiefen Orgelregister und lässt diese miteinander zu ungeahnten Klängen verschmelzen.

Saint-Saens neuert aber nicht nur den Orchesterklang – bastelt auch an der Form der Sinfonie. Auf dem Papier hat diese Sinfonie nur zwei Sätze, doch Camille Saint-Saens behielt auf gewisse Weise doch die Viersätzigkeit bei – praktischerweise sind auf der CDs daher auch 4 Tracks abgespeichert, was die Orientierung zwischen den fließenden Übergängen enorm erleichtert.

Der erste Satz beginnt nach einer langsamen Einleitung mit einem Motiv, das dem „Dies Irae“ entnommen wurde – eine Hommage an Liszts Totentanz.

Der Übergang in einen langsamen Teil ist fließend, hier tönt dann auch zum ersten mal die Orgel – allerdings brummt sie so tief, dass sie kaum zu hören ist.

Darauf hin folgt die zweite Hälfte der Sinfonie mit dem berühmten Scherzo-Thema. Hier wird auch die Pauke solistisch eingesetzt. Hier merkt man ganz besonders stark die Feinarbeit Mariss Jansons: Das Gleichgewicht im Orchesterklang ist hervorragend, die Instrumentengruppen lassen den anderen immer genug Raum, um zu klingen, die Pauke klingt nicht marzialisch, wie es schnell passieren kann, sondern auch sie wird zum Melodieinstrument. Und auch das tiefe Blech klingt bei Jansons als würde die Orgel sich in die Akkorde mischen.

Und als wäre das alles nicht überraschend genug, wird der Königin der Instrumente bei ihrem großen Auftritt am Ende auch noch die Show gestohlen – ausgerechnet von einem Klavier.

Da soll man noch sagen, Ernst und Humor könnten nicht gleichzeitig stattfinden – Saint-Saens beweist das Gegenteil.

Die Sinfonie mit Orgel ist sicher eine der schönsten ihrer Gattung, der Komponist selbst sagte über sie: „Hier habe ich alles gegeben, was ich geben konnte… so etwas wie dieses Werk werde ich nie wieder schreiben“. Und diese dritte Sinfonie sollte auch seine letzte bleiben.

 

Iveta Apkalna abonnieren