HipHop After All
Guts braucht kein Rampenlicht. Er ist der Typ, der hinter den Kulissen arbeitet, die Dinge aus dem Hintergrund steuert und vorantreibt. Schon ein flüchtiger Blick auf seine Vita belegt das: Angefangen bei seinen Produktionen für Big Red (von Raggasonic), Svinkels oder Les Rieurs, ist er wohl am bekanntesten für denjenigen Sound, den er Alliance Ethnik auf den Leib geschrieben hat, bekanntermaßen eine der größten Erfolgsgeschichten der französischen Rap-Welt...
Ohne seine HipHop-Wurzeln wäre Guts niemals zu dem Produzenten und Musiker geworden, als den man ihn heute kennt: Für ihn ist HipHop eine permanente Inspirationsquelle, ein Tor zu unzähligen anderen Genres und Stilen, ein Auslöser für eine regelrechte Musiksucht, ein Sprungbrett, von dem aus er in immer neue Ecken der Musikgeschichte abtaucht. HipHop – das ist seine wahre Liebe, und das nun schon seit 25 Jahren, obwohl dieses Genre bekanntlich auch mit poppiger Verwässerung, überflüssigen Gangsta-Allüren und omnipräsentem Materialismus-Wahn zu kämpfen hatte.
HipHop – das ist die Kraft, die ihn während dieser 25 Jahre immer wieder dazu angetrieben hat, ganze Nächte allein mit Samplern, Drum-Maschinen und viel, viel Vinyl zu verbringen, um noch bessere Beats zu bauen, noch überraschendere Samplewelten zu kreieren.
HipHop – das ist heutzutage oftmals Musik, die entsteht, indem sich zwei oder mehr Beteiligte ein paar digitale Files hin und her schicken, ohne Augenkontakt. Guts’ Plan lautete dieses Mal jedoch, alles ganz klassisch anzugehen: Nach drei Instrumentalalben wollte er wieder mit Rappern, Sängern und Jazz-Musikern zusammenarbeiten. Also packte er sein Equipment ein und überquerte den Atlantik, um in New York City und Kalifornien in diversen Studios zu arbeiten – derjenigen Umgebung also, die seinen jeweiligen Feature-Gästen bestens vertraut war.
Die Liste dieser Gäste ist lang und gespickt mit Schwergewichten: Legenden wie Grand Puba, Rah Digga und Masta Ace sind genauso mit von der Partie wie diverse Newcomer, unter anderem Quelle Chris, Denmark Vessey, Akua Naru und Tanya Morgan. Dazu hat Guts auch ein paar Multitasking-Kandidaten besucht, die sich noch nie auf ein Genre festgelegt haben: Patrice, Cody ChesnuTT, Lorine Chia und Leron Thomas. Der Franzose fungiert somit gewissermaßen als Schnittstelle, als Bindeglied, das unterschiedlichste Spielarten und Definitionen von HipHop zusammenbringt, eine Brücke zwischen den Neunzigern und heute schlägt. Was seine Gäste vereint, sind geteilte Werte, eine geteilte Weltsicht und der unbedingte Wille, Sprache so zu benutzen, dass die Bedeutung wirklich bei den Leuten ankommt. Es ging von Anfang an darum, die Essenz des HipHop zu zelebrieren – ohne Angeberei, ohne überflüssiges Ego, ohne Schnickschnack.
Angefangen beim von George Clinton inspirierten P-Funk-Sound von „Man Funk“, präsentieren Guts und seine Gäste mal klare Ansagen aus weiblicher Sicht („As The World Turns“), dann wiederum einen Abstecher in Richtung Reggae („Come Alive“) oder auch knallhart-minimalistischen Boom-Bap, wie im Fall von „Innovation“ feat. Masta Ace. „Roses“ klingt wie eine lockere Session, „A Glimpse of Hope“ und „We Are All Americans“ verzichten ganz auf Vocals, wobei auf „Want It Back“ hingegen gleich ein ganzer Kinderchor zu hören ist (für dieses Stück machte Guts zudem erstmals wieder mit Bob Power gemeinsame Sache, seinem Mentor, der schon für A Tribe Called Quest, The Roots und D’Angelo als Toningenieur gearbeitet hat). Insgesamt könnte die klangliche Palette von „Hip Hop After All“ nicht breiter gefächert sein: Unzählige Styles, Sounds und Flows verschmelzen hier, während immer neue Facetten der HipHop-Kultur aufflackern und Guts seinen Zuhörern eine Station dieser musikalischen Evolution nach der anderen präsentiert.
Gemeinsam mit seinem Producer-Kollegen DJ Fab (Hip Hop Resistance) und mit Unterstützung seines Pariser Labels Heavenly Sweetness – deren Selbstdefinition spricht Bände: „A French label spreading colourful music for the soul“ –, hat Guts ein Mosaik aus 16 Tracks erschaffen, ein Kaleidoskop, das immer neue Elemente mit einbezieht und dabei unterm Strich ein Gefühl, einen Lifestyle, ein Phänomen zelebriert, das in jeder Sprache der Welt denselben Namen hat: „Hip Hop After All“.
Tracklist:
01. Hip hop first of all
02. Open wide [Feat Lorine Chia]
03. The forgotten (don’t look away) [Feat Quelle Chris & Denmark Vessey]
04. Go for Mine [Feat Tanya Morgan]
05. As the world turns [Feat Rah Digga & Akua Naru]
06. Man Funk [Feat Leron Thomas]
07. A glimpse of hope
08. Forever my love [Feat Grand Puba]
09. It’s like that [Feat Dillon Cooper]
10. Want it back [Feat Patrice & the Studio School Voices NYC]
11. Enlighten [Feat Cody Chesnutt & Murs]
12. We are all africans
13. Innovation [Feat Masta Ace]
14. Come alive [Feat Lorine Chia]
15. Looking for the perfect Rhodes
16. Roses [Feat Leron Thomas]