The Kite
Drei Jahre durfte es in aller Ruhe wachsen – nun schwingt es sich in die Lüfte: Im August veröffentlicht Hellmut Hattler sein siebtes HATTLER-Album “The Kite”. 12 Titel, die vollkommen entspannt zwischen programmierten Beats, melodieverliebtem Bass und urbanen Sounds oszillieren.
Es ist ja nicht so, dass sich Hellmut Hattler in den letzten Jahren gelangweilt hätte: Der Bassist spielt mit seinen Bands KRAAN, SIYOU’n’HELL und als „Dauergast“ bei der Deep-Dive-Corp., er erfreut sich einer umfangreichen Familie, dazu kam 2012 die temporäre TAB TWO-Reunion. Aber neben all diesen Verpflichtungen seht doch sein Baby HATTLER im Mittelpunkt seines musikalischen Schaffens, bereits seit dem Jahr 2000 ist dieses Projekt seine allerpersönlichste Spielwiese:
Zusammen mit musikalisch gleichgesinnten Freigeistern wie Peter Musebrink, Fola Dada, Oli Rubow und Torsten de Winkel entstanden sechs international erfolgreiche Alben, in denen er gezielt an der Auflösung von Grenzen arbeitete – der Grenze zwischen Zeitlosigkeit und Hipness, zwischen analog und digital, zwischen Bassgroove und Melodiebogen.
Genau da macht auch das neue HATTLER-Album „The Kite“ weiter. Und fügt noch etwas hinzu: nämlich eine schwerelose Entspannheit, die in tiefen Wurzeln ruht. „Diese Platte fühlt sich für mich an wie ein Freispiel“, bestätigt Hellmut Hattler den Höreindruck. Nach über 40 erfolgreichen Jahren im Musikgeschäft muss er niemandem mehr etwas beweisen. „Ich habe alles weggelassen, was irgendwie ‚drüber’ ist, ich brauche kein Imponiergehabe mehr,“ sagt er.
Drei Jahre hat er sich Zeit gelassen für die Produktion, die Songs sind nach und nach entstanden. Drei der Tracks entstammen in ihrer Ursprungsversion einer Auftragsarbeit für DRadioWissen. Fast alle anderen Songs sind in Zusammenarbeit mit seinem „Deep-Dive-Corp.“-Partner Peter Musebrink entstanden: „Wir saßen tagelang zusammen in meinem Haus am einem riesigen Tisch, er mit seinen Beats, ich mit dem Bass, und haben zunächst die elektronischen Basis-Takes entwickelt“, schildert Hattler den Entstehungsprozess. „Von diesen Grundgerüsten ausgehend bin ich danach auf Sachen gekommen, auf die ich wohl nie allein gekommen wäre – das ist genau das, was mich interessiert und daraus entstand jetzt etwas sehr Spannendes.“
Losgelöst von festen Vorstellungen wuchsen die Songs so ganz organisch – jeder in seine Richtung: Instrumentale Stücke wie „Wider“ atmen Beats, Basslines und hingetupfte Ambient-Klänge; auf vier Songs zaubert Joo Kraus mit seiner Trompete fast zärtliche Melodien über den synthetischen Groove. Und dann gibt es vokale Nummern wie den Titelsong „The Kite“ oder „Fine Days“, deren Hooklines wie von selbst ins Ohr schweben, getragen von Fola Dadas warmer Altstimme – hier kommt Hattler dem perfekten Popsong so nah wie nie zuvor.
Eines haben alle Songs auf „The Kite“ gemeinsam: Der Bass hat sich von seiner urspünglichen Begrenzung als Rhythmusgeber gelöst. Hattler lässt das Instrument von der Leine und gibt ihm Melodien zu spielen, die die tiefen Stimmlage des Basses reizvoll konterkarieren.
Der Drachen fliegt – frei und doch erdverbunden.