Futter für die Götter
Selten gelingt es einer Band, den aktuell vorherrschenden Zeitgeist so hochprozentig zu destillieren wie Opus Leopard auf ihrem Debütalbum Futter für die Götter.
Das Intro zitiert den Prolog aus Lars von Triers Arthaus-Film "Europa" und fordert die uneingeschränkte Aufmerksamheit des Hörers. Nach kurzer Zeit wird klar: Wer sich darauf einlässt, wird belohnt. Futter für die Götter ist griechische Tragödie in 13 Akten und ein innovativer Cocktail aus Testosteron, Adrenalin, Östrogen und Liebe.
Obwohl die Klangästhetik ab und zu an die Pioniere der elektronischen Genres erinnert, ist Opus Leopard trotzdem etwas komplett Neues. Und wer aufgrund mancher Analogien die künstlerische Relevanz in Frage stellt, irrt gewaltig.
Die Leoparden liefern mit Futter für die Götter kein Album ab, das sich möglichst stromlinienförmig dem Markt anpasst, sondern ein Werk das sich traut, wirkliche Ansprüche an seine Hörer zu stellen. So sind z.B. Textpassagen wie "Wir sind wie Sartre und Beauvoir, Perón und Evita, Mastroianni und die Ekberg in Fellinis Dolce Vita" fernab vom mundgerechten Mittelwert. An der flüchtigen Aufmerksamheit der Generation Youtube scheint man hier offensichtlich nicht interessiert zu sein. Hier ist die Bohème am Werk.
"...der Champus geht aufs Haus und das Haus gehört der Bank". Message received.
Das im Musikvideo zu Futter für die Götter ein gigantischer, goldener Gott durch das nächtliche München flaniert und der Song von einem real existierenden Roboterreplica des Frontmanns performt wird, bietet tatsächlich Stoff zur Legendbildung.
Wie sicher man sich hier auch auf dünnem Eis bewegt wird deutlich, wenn Opus Leopard eine der tragenden Säule deutschen Kulturguts in Visier nehmen. "Alberich der Kleine und ziemlich Gemeine, nennt eine feine Tarnkappe die seine" oder "...sag, bist Du im Bilde, kennst du die Kriemhilde? Wer sie im Kampf besiegt, stimmte die wilde Katze milde". In Die Nibelungen werden die alten Germanen derat lässig inszeniert, das man sich sehr gut vorstellen könnte, wie sich die deutschen Helden in Walhalla stolz den angestaubten Pathos von den Schultern klopfen.
So macht der mondäne Charme des Albums letztlich einen sehr stilsicheren Spagat zwischen Berghain und Bayreuth. (Feuilleton & Mollier)
Tracklist:
01. Intro
02. Sternzeichen Leopard
03. Munich Baby
04. Digitale Liebe
05. Der Königstiger
06. Katze Katze Katze
07. Testosteron
08. Ist das dein Girlfriend
09. Die Schicki-Micki-Maus
10. Futter für die Götter
11. Liebe gibt es nicht umsonst
12. Durch dich
13. Die Nibelungen