Editors' Selection Vol.01
Seit dem Launch des Musikmagazins "uptown strut" im Frühjahr 2008 konnte sich der Titel als führendes Musikmagazin für sogenannte "Black Music" im deutschsprachigen Raum etablieren. Im Frühjahr 2010 erschien die fünfte Ausgabe des Magazins.
Mit der "editors´selcetion" startet nun eine Compilation Reihe die sowohl als CD und Vinyl erscheint und die Themen aus dem Heft aufgreift und um Entdeckungen der Redaktion bereichert.
Die "editors´selection" verschafft einen guten Einblick in die Welt der aktuellen Soul-, Jazz-, Afro-, und Funk-Musik der letzten Jahre.
Volume 1 der Compilation beinhaltet viele Künstler, die in den vergangenen Ausgaben des Magazins besprochen wurden. Etwa Szene-Größen wie Quantic & his Combo Bárbao. Dazu gesellen sich Stücke vieler Deutscher Künstler: etwas das Una Mas Trio aus Braunschweig, Mo´ Horizons aus Hannover oder das Hi Fly Orchestra aus München. Als deutschsprachiges Magazin fühlt mann sich gerade auch der hiesigen Szene verpflichtet. Schliesslich findet sich auf der Compilation aber auch bislang unveröffentlichtes Material, z.B. aus dem Büro.9 eigenem Stall von Shareholder Tom feat. Alison Degbe oder ein Dele Sosimi Remix der Kölner DJane und Produzentin Sosue, der bislang nur als Download erhältlich war.
Tracklist:
01. Shareholder Tom feat. Alison Degbe - Send My Tears
02. Quantic & his Combo Bárbaro - Mambo Los Quantic
03. Hi-Fly Orchestra - Hi Fly Stomp
04. Mo´ Horizons - Southern Fried Funky Lovesong
05. AIFF feat. Travis Blaque - Ugly Duckling
06. Dele Sosimi - Wahala (Sosue Soulkomplex Main Mix)
07. Gizelle Smith & The Mighty Mocambos - Hold Fast (Jr. Blender Remix)
08. Rachel & The Soul Criminals - Do Your Worst
09. Zuco 103 - Nunca Mais
10. Una Mas Trio feat. Bajka - Clear As Water
11. Family Vision Care - A Smashful Shape
12. Kaleta & ZoZo Afrobeat - Get Up
13. Glen Anthony Henry - I Don´t Know
14. Fleur Earth Experiment - Zeitleiden
Liner Notes von Reinhard Jellen:
Neben der uptown strut, dem medizinischen Fachblatt für Soul-, Funk- und Jazz-Sucht, liegt uns nun auch eine Compilation vor, mit welcher der geneigte Leser gleich nachvollziehen darf, ob der Enthusiasmus oder die Kritik des Schreibers über den entsprechenden Künstler seine Zustimmung findet oder nicht. Diese Erdung des Musikjournalismus macht zwar nicht unbedingt das Schreiben, dafür aber dem Leser das Daumenheben oder –senken leichter. Schließlich ist das nicht unbedingt schlechteste Kriterium selbst für den bestformulierten und pointensichersten Artikel die darin besprochene Musik. Dies ist deswegen nicht eine reine Selbstverständlichkeit, weil man hierzulande immer mehr die Sinne mit Musik zugebumst bekommt, zu der die Musikjournalisten zwar trefflich ihren Sermon absondern können, die aber dem Hörer beim einen Ohr hinein und beim andern Ohr hinausgeht. Besonders krass ist dies z. B. im deutschsprachigen Indie-Pop mit Hochschulreife der Fall, dessen Interpreten seit fast vierzig Jahren das Kunststück fertig bekommen, ihre musikalischen Dilletantantismen – in polemischer Abgrenzung zur als Muckertum denunzierten populären Musik – als avantgardistische Kunst zu verkaufen. Sollte eines Tages Jochen Distelmeyer ganz einfach auf den Plattenteller scheißen, werden dies zweifelsohne nicht wenige der professionellen Musikrezipienten als Höhepunkt adornitisch-lacanianeske Pop-Dekonstruktion feiern (Naja zumindest hätte dies vermutlich von Adorno und Lacan her sogar seine Berechtigung). Zwar entpuppt sich solcher Stuss in der Regel völlig zu Recht als Blei in den Verkaufsregalen, jedoch redet man sich dann hinaus, dass die tumben Pophörer die neueste und tollste Avantgarde mit Ignoranz strafen. Nun, mit einer zugehörigen Compilation wären hier sowohl der Erzeuger als auch der Propangandist solchen Schiffschaukelbremser-Pops über beide Ohren blamiert. Zwar bewegt sich nun das musikalische Spektrum der uptown strut Gott sei Dank nicht im deutschsprachigen Indiebereich, sondern innerhalb der Koordinaten Schwarzer Musik (die vielleicht für ihre Sophistication, aber nicht für ihre Prätentiösität bekannt ist) – dennoch haben wir beschlossen, anders als Standard, Fitch & Moodys, unsere Bewertungskriterien transparent zu machen. Wir wollen Kontrolle von unten. Überdies stellt eine Compilation der uptown strut eine begrüßenswerte Einführung der Theorie-Praxis-Einheit im Musikjournalismus dar. Und zum Schluss in Anlehnung an ein schönes englisches Sprichwort: The proof of the Afro-Soul-Funk-Brasil-Jazz-Song is the hearing – und wir wünschen Euch somit viel Vergnügen dabei.